In 15 min durch die Geschichte der Wurmberger Feuerwehr

Die Freiwillige Feuerwehr Wurmberg / Neubärental

Aufgrund der beim Rathausbrand 1945 verloren gegangenen Unterlagen wurden für die nachfolgende Dokumentation die gut recherchierten Aufzeichnungen von Bürgermeister a.D. Karl Seeger im Wurmberger Heimatbuch von 1971 und den Festbüchern der Freiwilligen Feuerwehr aus den Jahren 1962 und 1987 verwendet und ergänzt.

Die Kommandanten und Vizekommandanten in Wurmberg und Neubärental soweit noch ermittelbar.

Kommandanten Vizekommandanten
1880  Andreas Wolf (Neubärental)
 Friedrich Jourdan
   
 Theodor Weiß (1909-1915)
1910  Johanes Binder (Wurmberg)    Andreas Scholl
bis 1919  Karl Wolf (Wurmberg)
 Theodor Weiß (Neubärental)
   
1919  Christian Schaan (Wurmberg)    
1929  Theodor Weiß (Neubärental)    
1939  Fritz Wagner (Neubärental)    August Talmon
bis 1945  Wilhelm Winkler (Wurmberg)    
1945  Karl Georg Meeh (Wurmberg)    
1948  Siegfried Hebel (Neubärental)    
1952  Eugen Ast (Wurmberg)    
1956  Eugen Ast,Kommandant der Gesamtwehr
 Wurmberg und Neubärental
 
1963
 
 Siegfried Hebel
1967  Sigmund Müller    
    1971  1. Vize Karl Gloß
 2. Vize, Friedemann Sigrist
1973  Norbert Gloß    s.o.
    1976  Friedemann Sigrist
1980  Friedemann Sigrist 1980  Karl Gerlach
    1990  John-Marco Fader
2001  John-Marco Fader 2001  Marco Buess
      2002  Michael Gehring

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr geht auf das Jahr 1862 zurück.
Wie die beiden Ortschaften waren auch damals schon die beiden Wehren von Wurmberg und Neubärental eng verbunden, auch wenn es bis in die 50er Jahre immer wieder zu kritischen Berührungspunkten kam.
Die Gründungskommandanten sind nicht mehr bekannt, erst um das Jahr 1880 begegnet man den ersten Namen. Die damaligen Kommandanten hatten viel zu tun, denn es brannte erstaunlich oft und gründlich.
Aus den alten Statuten der Feuerwehr Wurmberg und Neubärental von 1877 und 1885 wird von der militärischen Organisation der Wehren berichtet.
Dem Stab gehörten der Kommandant, Adjutant, Kassier und die Hornisten an.
Im ersten Zug hatte die Wehr Steiger, Retter, Einreißer und Schlauchführer.
Der zweite Zug bestand aus der Spritzenmannschaft, Wasserträgern mit Blechbutten, der Flüchtlings- und der Wachmannschaft.
Für das Führen der Feuerspritzen zum Brandplatz wurden für die zwei ersten vor der Spritzenremise erscheinenden Pferde 7 Mark Prämie bezahlt.
Die Feuerreiter oder Feuerboten hatten Nachbarschaftshilfe einzuholen oder das Oberamt zu verständigen.
Ein Feuerreiter erhielt vom Oberamt eine Prämie von 3 Mark und für jeden Kilometer 30 Pfennige.

Im Jahre 1878 wurde am unteren Brunnenberg – unter Schultheiß Georg Friedrich Kälber- der Feuersee gebaut, dem alle am Brunnenberg zu Tage tretenden Quelläufe zugeführt wurden.
Der Feuersee hat eine Größe von 20 x 10m und eine Tiefe von 3,50m. Er hat sich bis in die heutige Zeit mehrfach hervorragend bewährt, zuletzt beim Großbrand des Aussiedlerhofes Dihlmann im Dezember 2005.

Über die örtlichen Brandfälle vor 1900 gibt es nur sehr wenige Aufzeichnungen, da die Akten beim Rathausbrand infolge des Fliegerangriffs vom 10.04.1945 vernichtet wurden.

Dennoch brannte es weitaus häufiger als heute.
 
 1880 für Wurmberg und Neubärental wird jeweils eine Handruckspritze beschafft.
Beides sind Fabrikate der Fa. Kurtz in Stuttgart.
Die Spritze aus Neubärental ist heute noch funktionsfähig.
 
1899 an einem Sonntag vor Weihnachten, nachts um 23:00 Uhr wurde am Heustock der Scheuer des ehemaligen "Bierhauses" Feuer gelegt. Dabei brannten auch der angrenzende Ochsen und die alte Ziegelhütte ab. 
 
  Ein Zeitzeuge der damaligen Ereignisse schreibt: 
“Wenn die Feuerwehr nicht vom ersten bis zum letzten Mann besoffen gewesen wäre, so hätte man beide Gebäude retten können“.
 
1900 brennt nach 1840 erneut die frühere Sonnenwirtschaft und das Wohnhaus Tobias Eisenhardt, dessen Bewohner nur das nackte Leben retten konnten.
 
1901 brennt das Haus Hötz in Neubärental
 
1902 am 12. Januar brennt die große Scheuer des Schultheißen Friedrich Kälber.
 

In einem örtlichen Dokument werden zwischen 1899-1901 insgesamt sechs Gebäudebrände erwähnt, dazu noch drei Waldbrände. Sie werden einem Brandstifter angelastet, der trotz einer ausgesetzten Belohnung von 500 Mark nicht ermittelt werden konnte.

 
1903 an einem Sonntag im Januar brennt der alte "Adler" an der Wimsheimer Straße, auch hier wird Brandstiftung vermutet.
 
1904 brennen das Wohnhaus und die Scheuer des Karl Eisenhardt und des Nachtwächters Johannes Kälber in der Lucernestraße, sowie im gleichen Jahr, am Tage der Gemeindratswahl eine Scheuer von Christian Kohm an der Öschelbronner Straße.
 

Um diese Zeit besteht die Wurmberger Feuerwehr aus 6 Zügen, die Neubärentaler Wehr aus 4 Zügen. Der Dienst war damals sehr streng. Das Rapportbuch musste nach dem sonntäglichen Übungsdienst spätestens am Mittwoch auf dem Rathaus sein. 
Wer beim Dienst fehlte, zahlte 3 Mark als Strafe.

 
1906 brennen im Februar das Haus des Gemeindepflegers Talmon in Neubärental neben dem Waldhorn ab, im Juli das Haus von Christian Lendemer in Wurmberg.
 
1911 Brand des Hauses Ober an der heutigen Seehausstraße.
 

1914-1918 wütet der erste Weltkrieg, in dessen Verlauf auch unsere Kameraden an der Front für das Vaterland kämpfen. Einige von ihnen kehren nicht wieder zurück.

 
1924 brennt am 26. August das Haus Fricker und am 26. Dezember die Scheuer von Karl Kolb.
 
1931 brennt die Scheuer von Lorenz Mayer in der Unteren Gasse.
 
1932 brennt am 12. September die große "Hahnenscheuer" und sieben Tage später die Pfarrscheuer.
 
1933 beim Großbrand in Öschelbronn versuchte die Feuerwehr auch Wasser vom Feuersee nach Öschelbronn zu pumpen, doch die Schläuche platzen aufgrund des hohen Drucks. Erst nach der Zwischenschaltung einer Pumpe gelang der Versuch, bis man vor einem neuem Problem stand: Die württembergischen Kupplungen passten nicht mit den badischen zusammen.
 
Dieser Großbrand gab schließlich den Ausschlag für eine "reichseinheitliche" Kupplungsnorm.
 
1937 feiert die Wehr das 75-jährige Jubiläum.
 
1938 besteht die Ausrüstung der Wehr aus zwei Handpumpen, einem Schlauchwagen, einer Schiebe- und einer Dachleiter.
 
Angesichts des sich langsam abzeichnenden Krieges werden bereits erste Verdunklungsübungen durchgeführt. Der Wehr wird eine weibliche Luftschutzabteilung angegliedert.
 
1945 Am 10. April erfolgt ein französischer Luftangriff auf Wurmberg, am 16. + 17. April feindliche Artilleriebeschießung. 30% des Ortes werden zerstört, unter anderem das damalige Rathaus, über 100 Gebäude teils schwer beschädigt.
 
1948 Scheunenbrand bei Karl Kolb in der Seehausstraße durch Brandstiftung.
 
1954 die alte Motorspritze aus der Zeit des II. Weltkrieges wird durch eine neue Spritze 
(TS 8) von Magirus ersetzt.
 
1956 Bei der Generalversammlung am 03.11. erfolgt der Zusammenschluß der Feuerwehren von Wurmberg (zwei Löschzüge) und Neubärental (ein Löschzug).
 
Nun ist die „Zwangsehe“ geschlossen, die besonders in der Anfangsphase für einigen Unmut sorgt. So waren damals noch Hanfschläuche üblich, die vor jeder Übung ca. zwei Stunden gewässert werden mussten bis sie dicht waren. 
Als dann in diesem Jahr in Neubärental bekannt wird, dass nur für den Wurmberger Löschzug neue Schläuche bestellt wurden, für Bärental aber nicht, hackt der Bärentäler Feuerwehrmann Bernhard Söhnle kurz entschlossen die alten Hanfschläuche kurz und klein und trägt sie aufs Wurmberger Rathaus. 
Der Löschzug Neubärental sei nun nicht mehr in der Lage einen Brand zu löschen äußerte er gegenüber dem Bürgermeister. 
Wenig später hatte auch Neubärental neue Schläuche. 
Ebenso sorgte ein von Söhnle zufällig bei einem Schrotthändler entdeckter und aus der eigenen Tasche bezahlter Verteiler bei den Wurmberger Kameraden für Unmut. 
Ein Verteiler war damals etwas ganz Besonderes und plötzlich hatten die Bärentäler einen.
 
1961 erhält die Wehr ein TSF auf Basis eines Ford Transit. 
(Dieses Fahrzeug war in der „Krone“ untergebracht)
 
1962 feiert man das 100-jährige Jubiläum.
 
1963 eine große Suchaktion nach dem dreijährigen Ricardo und seinem Riesenschnauzer mit glücklichem Ausgang findet statt.
 

Andere Suchaktionen in den kommenden Jahren enden nicht immer glimpflich.

 
1968 Am 10. Juli wird der Ortsteil Neubärental von einem Tornado mit katastrophalen Folgen heimgesucht. Von den damals 115 Gebäuden wurden etwa 70 Stück schwer beschädigt. 
Die festgestellte Schadenssumme betrug 1,3 Millionen Mark.
 
1970 erfolgt die Gründung einer Feuerwehr-Musikkapelle mit 25 Mann, aus der später der Musikverein hervorgeht.
 

(Zur Ausrüstung gehören weiterhin eine zweite Motorspritze, Perrotrohre für eine Feuerseeleitung, sowie ausreichend Schlauchmaterial. ?)

 
1971 anlässlich der 750-Jahrfeier Wurmberg und 250 Jahre Neubärental, kann die Feuerwehrkapelle unter der Leitung von Oberlehrer Fritz Schwämmle eine erste Kostprobe ihres Könnens geben.
 
1973 Scheunenbrand bei Albrecht Weeber in der Pforzheimer Straße.
 
1975 Feuerwehr erhält ein Löschfahrzeug (LF 8) auf Mercedes-Basis.
 
1976 erfolgt die Einweihung des neuen Feuerwehrhauses beim Rathaus
 
1981 Neubärental erhält einen Ford Transit als Mannschaftstransportwagen (MTW), der später zu einem Gerätewagen (GW) umgebaut wird.
 
1982 brennt in der Schmiedegasse die Scheuer Herzog.
 
1983 Aus Katastrophenschutzbeständen erhält die Wehr ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug (TLF 8/8) von 1965 auf Basis eines Unimog, das in Eigenarbeit feuerwehrtechnisch umgebaut und lackiert wird.
 
(In diesem Jahr findet ebenfalls die erste St. Florians-Hocketse statt, sowie die Gründung der Strahlrohrmusikanten unter Bernhard Söhnle. ?)
 
1987 feiert die Feuerwehr das 125-jährige Jubiläum mit Festgottesdienst, Festbankett, Schauübung, Großem Zapfenstreich, Umzug und Kinderumzug.
 
1988 Gründung der Wurmberger Jugendfeuerwehr.
 
1990 Der Orkan Wiebke verursacht am 26.-27. Februar hohe Sachschäden in Ort und Forst, die Feuerwehr muss mehrere hundert Bäume zwischen Wurmberg und Pforzheim beseitigen.
 
1993 die Wehr erhält ein Löschfahrzeug (LF 16/12) auf Iveco als Ersatz für das Tanklöschfahrzeug (TLF 8/8), das seinen Dienst fortan in der Partnergemeinde Weißbach verrichtet. Im gleichen Jahr unterstützt die Wehr die Enzanlieger beim Jahrhunderthochwasser im Dezember.
 
1999 wütet Sturm Lothar am 26.12. in weiten Teilen des Enzkreises. So auch auf der Gemarkung von Wurmberg.
 
2001 Anlässlich der Hauptversammlung wird die neue Feuerwehrfahne an die Wehr übergeben.
 

Zum neuen Kommandanten wird der bisherige Vize John-Marco Fader gewählt. 
Der langjährige Kommandant Friedemann Sigrist (1980-2001) wird bei dieser Versammlung zum Ehrenkommandanten ernannt und wenig später mit dem Feuerwehrehrenkreuz in Silber ausgezeichnet.

 
2004 die Gemeinde beschafft einen Mercedes Sprinter als Mannschaftstransportwagen (MTW) der auch als Einsatzleitfahrzeug für die Führungsgruppe genutzt wird.
 
  Am 20. März wird der Freundeskreis Freiwillige Feuerwehr Wurmberg e.V. im Gasthaus Adler in Neubärental gegründet.
 
2005 Am 14.08. ereignet sich Richtung Wiernsheim ein tödlicher Verkehrsunfall. Am 16. Dezember wird die Lagerhalle des Aussiedlerhofes Dihlmann ein Raub der Flammen. 
100 Feuerwehrleute aus Wurmberg und Umgebung sind im Einsatz. Die erforderlichen Nachlöscharbeiten ziehen sich mehrere Wochen hin.
 
2005 baut die Wehr in Eigenarbeit die Scheuer beim Backhaus in Neubärental als vorübergehendes Feuerwehrhaus aus.
 
2006 Schwelbrand nach Schweißarbeiten am 07.10. im Lärchenweg Neubärental.
 
2007 In der Nacht vom 18.–19.01. fegt Sturm Kyrill über Deutschland und beschert der Wehr 14 Einsätze. Am 14.04. kommt bei einem Zimmerbrand in der Lucernestraße ein Bewohner ums Leben. 
Am 06.09. kann bei einem Gebäudebrand in der Hartheimer Straße durch das schnelle Eingreifen der Wehr Schlimmeres verhindert werden. 
(Kellerbrand am 23.11. in der Forchenstraße?).
 
2008 Am 09.03. erneut ein tödlicher Verkehrsunfall in der Neubärentaler Straße. 
Ende des Jahres erhält die Wehr das neue Staffel-Löschfahrzeug (StLF 10/6) auf MAN-Fahrgestell als Ersatzbeschaffung für das in die Jahre gekommene LF 8.
 
2009 Im März und April sind ausgebildete Kräfte der Feuerwehr Wurmberg mehrfach als Notfallseelsorger nach dem Amoklauf in Winnenden tätig.
 
2009 Am 15.10. erfolgt der Spatenstich zum neuen Feuerwehrhaus in der Alten Pforzheimer Straße.
 
2010 Richtfest des neuen Feuerwehrhauses am 20.03. und Einzug am 01.11. in das fast fertige Gebäude.
 
2011 das Jahr der feierlichen Feuerwehrhaus-Einweihung am 07.-08. Mai, aber auch das Jahr der Brände: am 09.01. PKW-Brand Hofstättstraße, am 04.04. brennendes Müllfahrzeug im Steinernen Kreuz, am 18.08. Kaminbrand in der Wiernsheimer Straße, am 10.10. Brennender Stromverteiler in der Seehausstraße und am 21.12.2011 ein Kellerbrand in der Forchenstraße.
 
2012 die Wehr feiert das 150-jährige Jubiläum mit Festgottesdienst, Festbankett, Abnahme des Leistungsabzeichens, dem ersten Handdruckspritzentreffen des Enzkreises im Rahmen des Fests rund ums Feuerwehrhaus und abschließend dem Jubiläumshöhenfeuer.
  Im Rahmen des Festbanketts wird die Wärmebildkamera, auf die lange hingearbeitet wurde, vom Freundeskreis symbolisch der Feuerwehr übergeben.